Kennt ihr diese Rezepte, die ihr tage-, wochen-, monatelang vor euch herschiebt?
Weil sie gerade einfach nicht passen? Das Chili Cheese Corn Bread von Jamie Oliver ist so eins, das ich mir bereits 2010 mit einem kleinen Post-It im Amerika*-Kochbuch gemerkt, aber doch nie umgesetzt hatte. Weil ein so'n großes Ding zu viel für zwei Leute ist, der Mann Käse eigentlich gar nicht mag, weil man zu großen Geburtstagen oder anderen Anlässen nicht dran gedacht hat und so weiter. Nun habe ich mich aber doch daran gemacht, nicht zuletzt, weil Herr Oliver wieder auf meinem Radar aufgetaucht ist. Er hat ja jetzt ein Superfood-Kochbuch veröffentlicht. Das finde ich nicht so toll.
Jamie Oliver hat mich – und sicher auch viele von euch – an Herd und Ofen herangeführt. Kochen und Backen war nicht mehr länger nur das, was Muttis und Omas mittags Zustande bringen mussten, im Gegenteil: Aus Zwang wurde Gefallen, man wollte gemeinsam geniale Rezepte mit guten Zutaten ausprobieren – McDonald's und BK brauchten wir nicht mehr, und die immergleichen Hausfrauen-Rezepte auch nicht. Ob es diesen Blog auch ohne Jamie Oliver geben würde? Sicher nicht. Jamie Oliver hat sich nie um Fette oder Zucker, Kohlenhydrate oder Gluten gekümmert. Er hat tassenweise Olivenöl über frisch gebackene Focaccia gegossen, hochkalorische Zuckerträume aus Baiser mit gerösteten Nüssen und Schokoladensauce verziert, Pasta in Butter geschwenkt und mit Cheddar und Bacon gleichzeitig überbacken.
Mit einem Jamie Oliver, der „Superfood Proteinbrot, weizenfrei, glutenfrei & lecker“ bäckt und „schlanke Carbonara“ serviert, breche ich. Warum, frage ich mich, warum, Jamie, ausgerechnet du? Es gibt so viele Hobbyköche wie (Pseudo-)Unverträglichkeiten und Ernährungsideale da draußen. Und glücklicherweise leben wir in einer Welt, in der sich jeder frei entscheiden kann, das zu tun, was er mag. Aber ich lese lieber in deinen alten Büchern und träume von cremigem Risotto mit gegrillten Pilzen und viel Parmesan, Melone mit Wodka und Meatball Spaghetti – noch einen Superfood-Koch braucht die Welt nicht.
In diesem Sinn: Hier das Rezept für großartige Chili Cheese Corn Muffins – bei Jamie ist das noch ein „Bread“, und wenn ihr mögt, gießt den Teig in eine Springform von 22 Zentimetern Durchmesser; die Backzeit verlängert sich dementsprechend auf ungefähr 35 Minuten. Im Originalrezept werden übrigens zwei Maiskolben verwendet, aber die gibt's hier gerade aber so schlecht. Die Muffins sind auf jeden Fall genial lecker und ein tolles Party-Mitbringsel – vor allem lauwarm. Wichtig ist, dass ihr einen Käse „mit Charakter“ verwendet, milder Cheddar geht unter.
Chili Cheese Corn Muffins
Rezept für 12 Stück
Zutaten
60 g Butter
2 größere Zwiebeln, geschält und in dünne Scheiben geschnitten
1 Dose Mais, abgetropft
5 Eier, Größe L
325 g Maisgrieß (Polenta)
250 ml Milch
1 TL Backpulver
120 g Mehl
Meersalz
frisch gemahlener Pfeffer
140 g frisch geriebener, reifer (!) Cheddar
40 g Jalapeno-Chilis in Ringen (im Glas), fein gehackt
Zubereitung
Den Backofen auf 200 °C vorheizen. In einer Pfanne die Butter auf mittlerer Stufe zerlassen und die Zwiebeln darin 15 bis 20 Minuten sanft braten, bis sie goldbraun und karamellisiert sind. Nach 10 Minuten den Mais mit in die Pfanne geben und mitbraten. Anschließend vom Herd nehmen und einige Minuten abkühlen lassen.
In einer Schüssel die Eier, Polenta, Milch, Backpulver, Mehl, 1 große Prise Salz und Pfeffer und einen Großteil des geriebenen Käses energisch verrühren, bis die Zutaten gut vermischt sind. Anschließend die abgekühlten Ziwbeln und die gehackten Jalapeno-Chilis untermengen. Ein Muffinsblech mit Förmchen auslegen {alternativ: Die Kuchenform mit Olivenöl ausstreichen und den Boden mit einem Stück Backpapuer bedecken} und den Teig darauf verteilen.
Mit ein paar weiteren Chili-Ringen bestreuen und für ca. 25 Minuten in den Ofen schieben. Nach 15 Minuten den Restkäse über die Muffins streuen. Stäbchenprobe nicht vergessen. Nach dem backen ein bisschen abkühlen lassen und servieren. Die Chili Cheese CornMuffins können später auch noch einmal in der Mikrowelle warm gemacht werden.
Quelle
Jamies Amerika*
*Amazon-Affiliate-Link
Susanne meint
Oh, diese Muffins sind genial.
Aber ich muss gestehen, ich mag das Superfood-Buch gern. Es wird einfach nur mehr Obst, Gemüse und Vollkorn angepriesen, ohne zu moralisieren. Die schlanke Carbonra ist tatsächlich gut. Ich bin da pragmatisch...ich kippe gern Olivenöl über Foccacia, aber nicht jeden Tag. Ich finde die Mischung macht es.
Maja meint
Was für ein wunderbarer, wunderbarer Text!
Der "Naked Chef" brachte mir das Kochen in den ersten eigenen 4-Wänden bei. Sein erstes Buch, pünktlich zum 18. Geburtstag überreicht, prägte mich und mein Kochen und ohne ihn, hätte es vermutlich meine Leidenschaft für gute Gerichte nie entdeckt und auch meinen Blog nicht gestartet.
Er war es, der dampfende Schüsseln mit Pasta, fetttriefende high carb Monster in Brotform und "Hacksalate" mit reichlich Olivenöl salonfähig machte. Locker aus dem Handgelenk geschüttelt, gerührt, gemixt. Soulfood vom Feinsten, für normale Leute.
Ich war erschrocken, als ich das Superfoods-Buch zum ersten Mal sah, muss aber sagen - es ist zum Glück nicht so schlimm wie befürchtet und man kann sich in kleinen Teilen tolle Ideen rausziehen. Immerhin, puh!
Aber ich schwelge auch in Erinnerungen und vor allem in alten Büchern mit duftenden Currys mit ordentlich Kokosmilch und opulenten Pastabergen. That's it!
Die Gourmettatze meint
Liebe Christina,
diese Muffins sind sehr lecker! Ich habe die auch schon in meiner Version auf dem Blog 🙂
liebe Grüße!
Julia meint
Danke für diesen Text, liebe Christina! Mir ist der "Maaaaaarvelous" brüllende Jamie, der eine halbe Flasche Olivenöl über eine Portion Pasta schüttet, auch weitaus lieber, als der green & healthy Jamie.
Liebe Grüße!
Julia