Na, auch schon geschmolzen?
Der Sommer 2015 kam – nach Tagen endlos scheinenden Regens – mit ganzer Wucht und hat momentan ganz Deutschland voll im Griff. Es ist also Zeit, sich zu beschweren. Deutsche beschweren sich gerne übers Wetter, ich bilde da keine Ausnahme. Die Winter sind uns stets zu mild oder hart, meistens aber insgesamt zu soft – denn früher, da war der Rhein jedes Jahr zugefroren, konnte man den Schneemännern die Augen noch aus Kohlestückchen ins Gesicht drücken und pünktlich zu Weihnachten legte das Christkind sanft einen weißen Schleier über die Dächer. Im Sommer regnet es prinzipiell zu viel, und „das ist ja gar kein richtiger Sommer“ jammern wir.
Wenn aber die Hitze tagelang erbarmungslos zuschlägt, die Klimaanlagen in den ICEs sterben, Wassermelonenverkäufe ihr Rekordhoch verzeichnen – schließlich essen alle nur noch Wassermelonen-Feta-Salat oder trinken Wassermelonen-Limonade, nicht wahr? – und eure Nachbarn euch tagtäglich mit dem Duft gegrillter Forellen einräuchern... dann ist es auch nicht in Ordnung, und alle sehnen sich nach Kühle und Frische und einem Decken-Ventilator. (So einen brauche ich übrigens unbedingt, findet ihr das zu sehr 80er?)
Ich kann ja immer (viel) essen und dementsprechend machen mir auch die Temperaturen nichts aus. Eine kalte Suppe tut natürlich besonders gut – und deswegen habe ich euch heute einen französischen Klassiker namens Vichyssoise mitgebracht. Eine Vichyssoise finde ich deswegen so spannend, weil sie aus Kartoffeln und Lauch geköchelt wird, und nicht wie diese ganzen anderen, modernen kalten Suppen à la Gazpacho aus Paprika und/oder Tomaten. Die mag ich zwar auch sehr gerne, aber selbst in dieser hochsonnigen Periode will ich nicht täglich fruchtig-mediterran essen. Kartoffeln, Lauch, gut gewürzt, mit ein bisschen Olivenöl und Sahne – einfach lecker, sowohl heiß als auch kalt, gerade im Sommer ein schönes, herzhaftes Abendessen mit ein paar Scheiben Baguette oder Croutons. Optisch sicherlich ausbaufähig, aber bei 38 °C vor zwei Tellern rumturnen ist einfach nicht meine Lieblingsbeschäftigung.
Vichysoisse – Kalte Suppe aus Kartoffeln und Lauch
Rezept für 2 Portionen als Hauptgericht
Zutaten
400 g Lauch, vorwiegend den weißen Teil
1 große Zwiebel
1 EL Olivenöl
150 g Kartoffeln, vorwiegend festkochend oder mehligkochend, geschält und in Scheiben geschnitten
2 Zweigchen Thymian
Salz und weißer Pfeffer
750 ml Wasser
100 ml Milch
3 Esslöffel Crème fraîche
zum Servieren: Kerbel oder Estragon oder Schnittlauch
Zubereitung
Die Zwiebel schälen und grob hacken. In einem großen Kochtopf das Öl erhitzen – nicht zu stark! – und die Zwieben darin für ca. fünf Minuten bei geschlossenem Deckel anschwitzen. In der Zwischenzeit Lauch putzen und in Ringe schneiden, Kartoffeln schälen und in Scheiben schneiden. Kartoffeln, Lauch, Thymian, Salz und Pfeffer in den Topf geben und für weitere 15 Minuten mit geschlossenem Deckel garen lassen, bis das Gemüse zusammengefallen ist. Wasser beigeben und weitere 20 Minuten garen.
Dann Milch zufügen und mit einem Stabmixer pürieren, anschließend Crème fraîche einrühren, abschmecken und ggf. nachwürzen. Und nun: Ab in den Kühlschrank damit, am besten über Nacht, so dass die Suppe richtig schön durchkühlen kann. Mit gehackten Kräutern bestreuen und servieren. Dazu passt Baguette.
Maren von (rh)eintopf meint
Ach, das sieht doch super aus! Ich bin ja derzeit ein großer Fan von allem, was kalt ist, da kommt mir dein Vichyssoise-Rezept wie gerufen...
bernauerin meint
wie maren richtig schreibt - zuerst zwei, dann ein "s" 🙂
und braucht man gar keine brühe ins wasser? ist sie würzig genug?