Manche Dinge sollte man gar nicht ausprobieren. Auch nicht als aufgeschlossenes, experimentierfreudiges, foodbloggendes Wesen. Ich denke da etwa an Cloud Bread, „Wolkenbrot“. Auf der Suche nach Low-Carb-Rezepten bin ich auf Pinterest immer wieder über Rezepte für diesen „Brotersatz“ (allein das Wort!) gestoßen – am lobhudelnden Vokabular wurde nicht gespart, „großartig“, „endlich“, „superlecker“. Denkt euch an dieser Stelle bitte sehr weit hochgezogene Augenbrauen. Ich war von Anfang an misstrauisch. Denn: Etwas Dahingekleckstes aus Eiern, Frischkäse und Backpulver mit „Brot“ in einem Satz zu nennen, das grenzt an Beleidigung, ja, ich möchte fast Rufschädigung sagen. Und nachdem ich es nun doch probiert habe, scheue ich mich folgender Zusammenfassung nicht: Bei Cloud Bread handelt es sich um einen komischen, schwammigen Eierlappen.
Aber warum wird das in vielen Blogposts und Fitnessmagazinen nur so abgefeiert? Sind die Leute alle bescheuert geworden? Existiert so wenig Wertschätzung für gutes, echtes Brot – aus Getreide, geknetet, gegangen, gebacken, mit Kruste, Krume, Krümelei? Haben viele Low-Carb-Gurus, Redakteure und Blogger ihren Geschmackssinn an der Tür zum Internet abgegeben, dass sie eine süßen Spülschwamm wirklich als „Alternative“ bezeichnen? Irgendwo hört der Spaß auf.
Wie ihr euch denken könnt, habe ich euch dementsprechend kein Rezept für Cloud Bread mitgebracht. Weil ich beschlossen habe, richtiges Brot zu essen, wenn mir nach richtigem Brot ist.
Stattdessen soll es hier um Low-Carb-Granola gehen, was – glücklicherweise – recht leicht zuzubereiten ist und echtem Granola in nichts nachsteht. Bei Low Carb Granola werden so gesehen lediglich die kohlenhydratreichen Beigaben (z. B. Haferflocken oder Cornflakes) weggelassen und durch Nüsse, Samen und Kerne ersetzt. Auch der Zucker wird radikal reduziert. Vielleicht kann man den Zucker sogar komplett rauslassen, aber was sind schon zwei Esslöffel Ahornsirup auf 250 g Müsli? Für die Knusprigkeit sorgt – tada! – Eiweiß. Alles ganz natürlich, alles ganz gesund. Low-Carb Schoko-Kokos-Granola ist aber gleichzeitig auch ein High Fat Granola. Deswegen benutze ich nur 1-2 EL morgens als Topping auf meine Quark- oder Joghurtspeise mit Obst, um mich nicht zu langweilen. Übrigens: Bei den im Bild ersichtlichen Schokoladendrops handelt es sich um solche auf Basis des Zuckeralkohols Xylit*, der zwar 1:1 wie Kristallzucker süßt, aber im Körper insulinunabhängig verstoffwechselt wird. Könnt ihr dazu nehmen, müsst ihr aber nicht. Ich persönlich liebe das Zeug!
Wie steht ihr denn so zu Low-Carb-Gerichten und vor allem Low-Carb-Brot?
Lasst es mich wissen!
Low-Carb Schoko-Kokos-Granola
Rezept für ca. 250 g (ca. 10 Portionen)
Zutaten
75 g Kokosraspel
50 g Mandeln
50 g Cashewkerne
30 g Leinsamen
20 g Sonnenblumenkerne
25 g Sesam
1 Prise Salz
1,5 EL Kakaopulver
25 g Ahornsirup oder Reissirup
3-4 EL Wasser
1 Eiweiß (muss nicht aufgeschlagen werden)
optional: Low-Carb Schokodrops*
Zubereitung
Den Backofen auf 125 Grad vorheizen. Mandeln und Cashewkerne grob hacken.Kokosraspel, Mandeln, Cashewkerne, Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Sesam und eine Prise Salz in eine Schüssel geben. Erst das Kakaopulver, und dann den Ahornsirup unterrühren. Zum Schluss noch Eiweiß und 3-4 EL Wasser dazu geben und alles kräftig vermischen. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech streichen und auf der mittleren Schiene des Ofens ca. 45-60 Minuten backen. Zwischendurch immer mal wieder umrühren, damit die Knusprigkeit auch die hinterletzte Ecke erreicht. Abkühlen lassen und in einen luftdicht verschlossenen Behälter (Vorratsglas oder Tupperdose) füllen. Das Low-Carb Schoko-Kokos-Granola hält sich in einem luftdicht verschlossenen Glas ziemlich lang. Also theoretisch.
Nährwerte Low-Carb Schoko-Kokos-Granola
100 g = 560 Kcal | 17 g Eiweiß | 12 g Kohlenhydrate | 49 g Fett
Ihr kriegt nicht genug von Frühstücksknusper und Low-Carb interessiert euch nicht die Bohne? Wie wäre es mit klassischem Schoko-Granola, Maple Walnut Crunch Granola oder Almond Apple Pie Granola?
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Kirsten meint
Liebe Christina,
hört sich sehr gut an! Ich mache auch seit einiger Zeit mein Granola selbst, um Zucker zu reduzieren bzw. komplett wegzulassen. Das geht bei einigen Rezepten tatsächlich sehr gut, zurzeit liebe ich z.B. ein Kokos-Granola, das ohne Zucker auskommt, heiß und innig. Alle Rezepte mit Kakao, die ich bisher komplett zuckerfrei probiert habe, sind mir allerdings zu herb geworden. Da werde ich deins mit dem Ahornsirup bestimmt mal probieren, wenn bei mir der Nachschub an Granola wieder zur Neige geht (hab allerdings gestern erst Neues gemacht, dauert also noch paar Wochen...).
Und von Low-Carb halte ich nicht viel, um nicht zu sagen, nix. Mag sein, dass es vielen gut tut und für sie funktioniert. Ich liebe aber einfach gutes Brot, Nudeln, Kartoffeln und Reis und mir geht es seelisch tatsächlich schlechter, wenn ich das gar nicht esse. Klar, es muss nicht immer und zu jeder Mahlzeit sein, ein reines Gemüsegericht ist auch was Feines. Aber wenn schon, dann echtes Brot und nicht diese "Spülschwämme". Ich hab da auch schon einige Rezepte für gesehen und mich immer bisschen gegruselt dabei... Schön, dass es noch jemand ausspricht 🙂
Liebe Grüße,
Kirsten
grain de sel meint
Wie gut doch eine Stimme der Vernunft im beginnenden Fasching tut 🙂
1x Knusperei als Betthupferl bitte!
Christina meint
Liebe Kirsten,
ich bin auch kein Fan von Low-Carb, hab aber letztes Jahr eine Ernährungsberatung bei einer Ärztin gemacht, mit Ess-Protokoll und allem möglichen und da hat sich gezeigt, dass ich einfach ein bisschen zu viel bei den Kohlenhydrate zulange, dafür aber kaum Eiweiß oder Fett esse. Daran musste ich (verständlicherweise) was ändern, allein zur Liebe des Muskelaufbaus und -erhalts sowie Hormonbildung, Zellschutz und so weiter. Deswegen mein Umdenken. Ich bin da kein Freak – und bei manchen Sachen kann und sollte man eben auch keine Kompromisse machen. Ich kann z. B. echt gut ohne Nudeln und Reis leben, aber ohne Brot: ohne mich. Leider ist man ja in den letzten Jahren vermehrt dazu übergegangen, Dinge zu "imitieren", aber nur, weil etwas irgendwann die "Form" hat und den "Zweck" erfüllt, muss es noch lange nicht gut sein... das ist, was mich daran so ärgert. Hmpf.
LG,
Christina
Christina meint
Bei Brot hört der Spaß endgültig auf! 😉
Susanne meint
Low-Carb-Brot ist kein Brot. Punkt. Ich bin ja experimentierfreudig, aber bei diesen Cloud-Zeugs (Brot mag ich nicht schreiben...)reichen die Bilder und ich weiß, dass ich es nicht probieren muss.
Und Low Carb als dauerhafte Ernährungsweise finde bedenklich. So.
milchmaedchen meint
Wahre Worte, gelassen ausgesprochen – von Euch allen. Danke – #fürmehrvernunftiminternet!