Vor 15 Jahren hätte man sich bei Eiscreme mit Matcha, Salzkaramell oder Gin-Tonic-Geschmack wohl noch angewidert weggedreht – heutzutage beweist man dabei Zeitgeist und wählt die möglichst wunderlichen Sorten. Erdbeer, Zitrone, Schokolade? Das gibt's doch höchstens noch in Eisdielen, die Namen wie "San Remo" oder "Dolomiti" tragen – und in denen nicht nur das geflieste und verspiegelte Interieur, sondern auch die knatschbunte Menükarte die Kundschaft per Express ins letzte Jahrhundert katapultiert. Ach, allein das Wort „Eisdiele“ – hallo, die 70er haben angerufen und hätten gerne Bananensplit und Amarena-Becher serviert. 2018 erwirbt der moderne Genuss-Ästhet seine Eiscreme in Läden, die sich "Eis-Manufaktur, "Eis-Schmiede" oder gar "Eis-Werkstatt" nennen.
Nun, ihr ahnt, worauf es hinausläuft: Meine Lieblingseisdiele hat keinen flippigen Namen und auch keine außergewöhnlich verrückten Sorten. Sie heißt „Gelatissimo“ und liegt ein wenig versteckt auf der mittlerweile ja sehr trendigen Lorettostraße in Unterbilk. Dort gibt es kein Hipster-Klimbim, nur echt ordentliche Eicreme. Vor allem Sesam kann ich empfehlen, und das ist auch schon das neumodischste, was sie dort zu bieten haben. Die verrücktesten Sorten meiner Jugend waren ja noch Schlumpf, Málaga und After Eight. Irgendwann – in den 00er Jahren muss es gewesen sein –, da ploppte aus den Kühltruhen plötzlich allerhand Keksiges und Kuchiges (Cheesecake-Eis, Cookie-Eis, Oreo-Eis...). Die absolute Trend-Sorte 2018 ist übrigens Black Vanilla, also mit Aktivkohle gefärbtes und natürlich deftig bepreistes Vanilleeis... naja. Gut, wem es schmeckt...
Ich möchte meine neue Eiskreation ebenfalls als Trend-Eis ins Spiel bringen und hoffe, ihr seid weiterhin aufmerksam:
Mit Miso und Skyr habe ich zwei Zutaten miteinander verrührt, die unfassbar 2018 sind. Miso* ist eine stark salzige Paste aus fermentierten Sojabohnen, und Hauptbestandteil von Misosuppe (klar!), die hierzulande häufig in Sushi-Bars als Vorspeise fungiert. Miso ist einfach großartig und eines unserer Küchen-Basics. [Ich empfehle auch dieses Buch*, in dem aufgezeigt wird, wie überraschend vielseitig Misopaste in der Küche eingesetzt werden kann... ]
Skyr*, das ist dieser isländische Trendquark, den es mittlerweile sogar in den gängigen deutschen Discountern zu kaufen gibt. Ich habe keine Ahnung wie echter, isländischer Skyr schmeckt, aber der hierzulande erhältliche schmeckt so: Der Geschmack ist sogar kräftig milchsauer – vergleichbar mit Jogurt. Im Mund fühlt sich Skyr locker-cremig an. Im Abgang ist er leicht trocken-kompakt, wie man es von Magerquark kennt." Miso und Skyr habe ich also jetzt zu einer eigenen, wie ich finde: fabelhaften Eiskreation vereint: Miso-Skyr-Eiscreme. Und das sogar ohne Eismaschine! Seit ich vor drei Jahren bei Maja ein Rezept gefunden habe, um ganz einfach sahniges, cremiges Eis ohne Eismaschine herzustellen, habe ich so allerhand damit herumprobiert und wurde nie enttäuscht. Diese Kombination aus Miso und Skyr hat mich aber schon ein wenig ins Schwitzen gebracht, denn mit Salz zu experimentieren – und streng genommen besteht Miso ja aus Salz –, das kann auch mal schnell schief gehen. Ist es aber nicht. Ihr produziert also in Windeseile eine köstliche, cremige, besondere Miso-Skyr-Eiscreme, die durch das (ebenfalls selbstgemachte) Sesamkrokant auch noch über den nötigen Biss verfügt.
Miso-Skyr-Eiscreme mit Sesam-Krokant
Rezept für eine längliche Kastenkuchen-Form* (ca. 20 – 25 cm)
Zutaten
für die Eismasse
40 g Miso-Paste, hell [auf Wunsch bis zu 50 g, aber tastet euch lieber langsam ran]
3 EL warme Milch
100 g Doppelrahm-Frischkäse
200 g Skyr
150 g Saure Sahne
1 Dose gezuckerte Kondensmilch (400 g)
für das Sesamkrokant
5 EL Sesam
5 EL Zucker
1 TL Butter
Zubereitung
Löst die Misopaste unter Rühren im heißen Wasser auf. Für die Eismasse rührt ihr Frischkäse, Skyr und Saure Sahne zusammen. Lasst anschließend das Milchmädchen und die Miso-Milch-Mischung einlaufen und schlagt die Masse zusammen ca. zwei Minuten auf; Ich nehme dafür den Handmixer.
Anschließend gebt ihr die Masse zusammen in eine längliche Kastenkuchenform und stellt diese dann in den Tiefkühler. Der Friervorgang hat bei mir gut 6 – 7 Stunden gedauert.
In der Zwischenzeit könnt ihr natürlich ganz entspannt das Sesamkrokant herstellen:
Legt euch dafür einen Streifen Backpapier bereit.
Hierfür röstet ihr den Sesam in einer Pfanne fettfrei an und stellt ihn dann beiseite. In derselben Pfanne löst ihr nun auf mittlerer Hitze den Zucker und die Butter auf und rührt dabei immer um, damit euch nichts anbrennt. Zucker verbrennt sowas von schnell, ihr solltet wirklich die Augen nicht von der Pfanne lassen... und sobald der sich aufgelöst und eine schöne Farbe angenommen hat, gebt ihr fix die Sesamkörner hinzu, vermischt alles und streicht die Masse nun auf dem Backpapier aus. Wenn alles ausgekühlt ist, könnt ihr das Sesamkrokant einfach in Stücke brechen und zur Miso-Skyr-Eiscreme servieren. Guten Appetit!
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