Ich geb's ja ungerne zu, aber tatsächlich hat mich lange kein Buch so sehr begeistert wie Vegan for Fit*. Das finde ich selbst doof. Es liegt nicht an der Aufmachung, nicht an der Foodfotografie (die ist so langweilig und uninspiriert wie im Vorgängerband) und schon gar nicht an den gefühlten 257 Fotos von Attila Hildmann, der auch hier wieder ausgiebig in seinem natürlichen Lebensraum fotografiert wurde:
Wir haben den Science Attila (im Labor mit Reagenzgläsern hantierend), den Sporty Attila (natürlich, immer in Action an diversen Fitnessgeräten), den Tierfreund-Attila (beim Jungenten-Streicheln), natürlich auch den Serious Attila (mit nachdenklichem Blick die Gegend erkundend) sowie den Keine-Ahnung-was-das-soll Attila, der mit einer Dose Matcha-Tee und Zubehör frech auf der Straße sitzt. Davon darf man halten, was man will (nichts), aber die Rezepte sind großartig. Über die teilweise peinlichen Namen – also die allgemein grenzwertige Ausdrucksweise, die vor unnötigen Anglizismen nur so strotzt – muss man hinwegsehen können. Auch wenn man bei Worten wie „Bio-Dealer“, „Tofu Cubes“ und „Best Riegel in the World“ schon Lust auf einen Faustkampf bekommt.
Lange Rede, kurzer Sinn, zurück zum Wesentlichen: Ich ärgere mich, dass ich es einfach nicht schaffe, mich konsequent vegan zu ernähren. Ich finde es einfach nicht praktikabel, zumindest nicht im Moment. Ich esse oft auswärts (auch beruflich), ich möchte gerne spontan meine Kugel After Eight oder Schlumpf beim Eismann holen, ich bin Vorsitzende bei den Anonymen Kefirsüchtigen und manchmal geht einfach nichts über ein Brötchen mit Ei und Remoulade.
Dennoch hat das Buch einiges geändert: Meine Ziel, ein paar Kilos zu verlieren, habe ich nicht erreicht – was aber nicht an dem Buch, sondern an mir liegt. Aber tatsächlich konsumiere ich kaum noch „normale“ Kuhmilch oder Joghurt (bis auf den oben angesprochenen Kefir halt...). Auch Süßstoff habe ich verbannt. Abends versuche ich, kohlenhydratarm zu essen und auf die späten Schleckereien zu verzichten. Dafür hat Mandelmus jetzt einen ebenso festen Platz in meiner Küche wie diese Zucchini-Pasta mit Paprika-Sauce, die sich toll abwandeln lassen. Innerhalb von 15 Minuten fertig, sommerlich-leicht – und der Walnuss-Parmesan ist einfach eine Wucht.
Zucchini-Pasta mit Paprikasauce und Walnuss-Parmesan
Rezept für eine Portion
Zutaten
1 Zucchini (ca. 300 g)
wenig Olivenöl und Salz
½ rote Zwiebel
1 EL Olivenöl
½ rote Paprikaschote
50 g Tomatenmark (ohne Salzzusatz)
etwas Wasser oder Rotwein
1 TL Balsamico-Essic
Salz
Pfeffer
Kräuter der Provence (oder, noch besser, ein frischer Mix, z. B. aus Thymian, Oregano, Rosmarin)
15 g Walnüsse, geröstet
grobes Meersalz
Zubereitung
Zwiebel fein hacken, Paprikaschote würfeln. Nacheinander in Olivenöl anbraten. Tomatenmark zufügen und kurz mitrösten, anschließend Wasser oder Rotwein zufügen und die Sauce schön einkochen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Kräutern der Provence würzen und mit Essig abschmecken.
Die Zucchini mit einem Sprialschneider (meiner ist dieser* von Gefu und einfach toll!) in „Spaghetti“ drehen, einmal durchschneiden und mit Olivenöl und Salz – wirklich nur einem Hauch – vermengen.
Für den Walnuss-Parmesan die Walnüsse zusammen mit dem Meersalz vermahlen – ich mache das in einer alten Kaffeemühle, die ich von meiner Oma bekommen habe und die sich zu dem Zweck wirklich famos eignet.
Die Zucchini-Pasta mit Paprika-Sauce und mit Walnussparmesan servieren.
Abwandlung: Manchmal gebe ich noch zerbröselten Tofu unter die Sauce, das macht sie ein bisschen gehaltvoller.
Quelle
Vegan for Fit*
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grain de sel meint
Du lästerst herrlich - ich könnte dir eine ganze Pasta dabei zuhören. Und noch länger 😉
Christina meint
Liebe Christina,
sehr schöner Post, habe ich so gerne gelesen. Ich habe dieses Buch auch schon mehrmals in der Hand gehabt und dann wieder weggelegt, als ich die Fotos von diesem Attila gesehen habe. Ich habe ein ähnlich selbstverliebtes von Leila Lindholm und ich steh da gar nicht drauf. Deine Begeisterung für die Rezepte macht mich allerdings stutzig... mal überlegen...! Und noch ne Frage: hast du einen Grund, warum du Kefir bevorzugst? Oder ist es nur deine ganz spezielle Vorliebe? Ich habe früher total gerne Kefis gegessen, der ist seit einigen Jahren vom Joghurt verdrängt worden. Warum eigentlicht? Keine Ahnung, muss aber mal dringend wieder welchen kaufen.
Liebe Grüße!
Lena meint
Ich hab mir das Buch kürzlich ertauscht, weil ich zu geizig war für das Buch so viel Geld auszugeben. Es sind einige interessante Rezepte drin, aber der Attila geht mir auf den Senkel und die Fotos sind ja wohl das allerletzte. Feinste 90er Jahre Foodfotographie, wie es auch in alten Kochbüchern meiner Mum vorkommt *grusel*.
Irgendwann werde ich also auch mal was ausprobieren, obwohl ich mich nie vegan ernähren möchte ;). Brauche nur noch diesen elenden Zucchinispiralschneider!
Liebe Grüße
Küchenmamsell meint
Ich finde sowohl das Buch als auch die Rezepte toll, die Kritik an der Selbstverliebtheit mag berechtigt sein, die Foodfotografie finde ich völlig in Ordnung, das Buch liegt ja eh in der Küche rum und ist ein Gebrauchsgegenstand, der einiges abbekommt.
Man muss Herrn Hildmann aber hoch anrechnen, was er geschafft hat: eine Menge Leute, die Veganismus vorher als vertrottelte Ökobewegung einiger Spinner abgetan haben, mit dem Versprechen einer Gewichtsabnahme zu ködern. Das ist schlichtweg genial. Er kommt nicht und sagt, ihr seid jetzt vegan sondern er sagt, guck mal, so nehmt ihr ab. Er macht das Vegane scheinbar zu einer Nebensache und "jubelt" es den Leuten unter. Das er dafür zwischendurch mal blankzieht und einen scheinbaren Einblick in seinen Alltag gibt, gehört dazu, er muss zeigen, dass er in seiner Lebensweise authentisch ist und das diese funktioniert.
Was ich sehr an ihm und seinen Kochbüchern schätze ist dieses undogmatische, was man bei eingefleischten (haha!) Veganern oft vergeblich sucht.
Und wie ich das aus Deinem Eintrag so lese, gehst Du auch eher undogmatisch und gelassen an die Sache ran 🙂
So, jetzt aber Schluss!
Liebste Grüße,
die Mamsell
Tonia S meint
Ha ha ha, "Best Riegel in the world"? Im Ernst? Das Buch fand ich im Laden auch immer fragwürdig... Schwiemu hat es jetzt und ich werd`s mir wohl mal ausleihen. Das Rezept klingt aber toll! Und wir haben ja jetzt deine Fotos:)
Restaurant am Ende des Universums meint
Ich ärgere mich auch, dass ich es nicht schaffe, mich konsequent vegan zu ernähren, obwohl ich doch weiß, dass ich mich super fühle dabei. Bei mir sind es im Sommer die ganzen Grillgelage, die ich mit dem Besten abends veranstalte. Gekocht wird eigentlich kaum und da ist es echt schwierig, dem ganzen unveganen Zeugs zu entsagen. Ich werde es im Herbst nochmal ernsthaft versuchen. Ich finde seine Rezepte nämlich auch extrem geil!
Anonym meint
Ich schaffe es auch nicht mich komplett vegan zu ernähren. Joghurt und Milch nehm ich schon seit Jahren nicht mehr zu mir. Was mich schwach werden lässt ist SAHNE...und manchmal Käse (obwohl ich da mittlerweile mit dem Ersatz ganz zufrieden bin)...
Das Buch hab ich schon gefühlte 1000 mal angehimmelt, aber noch nicht gekauft. Vielleicht wünsch ich mir das zum Geburtstag...
Danke für diesen Beitrag und liebe Grüße,
Susanne
Christina meint
Davon hab ich noch ne ganze Menge auf Lager. 😉
Christina meint
Danke, Christina. 🙂
Nee, Kefir... ich weiß nicht. Ich find das einfach lecker. Aber ich mag NUR den von Andechser Natur (in so 'ner 500 ml Flasche), alle anderen sind nicht so lecker!
Ich hab manchmal auch ne ausgeprägte Buttermilchphase. 😉 Aber beim Kefir finde ich toll, dass der so'n bisschen säuerlich sprudelt.
Christina meint
Ja, es ist schon recht teuer. Ich find die Fotos auch ziemlich - naja, durchschnittlich, aber am geilsten finde ich halt, dass er die Fotos noch so meeega lobt, von wegen, damit seien neue Maßstäbe geschaffen worden und so weiter. 😉 Kann man halt nicht so ernst nehmen.
Der Spiralschneider ist echt top!
Christina meint
Ja, da hast du wohl recht. Ich mag das undogmatische auch, das hat halt sonst kein anderes Kochbuch dieser Art und das kommt wohl auch ganz gut an. Hat ja auch seine Berechtigung. 🙂
Christina meint
Leih es dir auf jeden Fall aus, es sind einige ganz tolle Sachen dabei! 🙂
Christina meint
Ja, bescheuert ne? Ich brauch wohl auch noch mal einen Anlauf... 🙁
Christina meint
Oh, Saaaahne, hmmm. Nimmst du manchmal Ersatz? Es gibt eine von Soyatoo, die ich ganz gut finde.
Käse mag ich auch gerne, esse ich aber selten. Trotzdem - wenn ich mir vorstelle, gaaar keinen mehr essen zu können... Bui.
Viele Grüße!
Claudia meint
HAHA..diese Beschreibung..herrlich! Du sprichst mir aus der Seele. Ich finde die Rezepte von Attila auch genial aber diese Selbstinszenierung ist oft grenzwertig. Die Fotos oben ohne sind echt sein Klassiker. Ich möchte übrigens auch diesen Spiralschneider 🙂 Liebe Grüße und einen schönen Abend. Claudia
Friesi meint
Du sprichst mir aus der Seele.... Danke 🙂
Kirsten meint
Liebe Christina,
dieses Wochenende bin ich aus dem Urlaub zurückgekommen und zuhause erwartete mich Dein Päckchen mit den leckeren Grillsaucen, -marinaden, etc. Ich hab mich riesig darüber gefreut, vielen vielen Dank noch einmal dafür! Natürlich musste ich gleich das Gläschen mit dem inzwischen schon berühmten Rhabarber-Ketchup öffnen und probieren und seitdem bin ich einfach nur hin und weg und überlege die ganze Zeit, wozu ich dieses deliziöse Zeug als nächstes essen könnte 🙂 Next on my list: Rhabarber-Ketchup im Dressing für meinen Rote-Bete-Salat mit Datteln und Feta - ich werde berichten 😉
Liebe Grüße & vielen Dank fürs Freudebereiten,
Kirsten
Stefan meint
Herrlich Christina,
manchmal möchte ich Attila Hildmann auch einfach seine dicke Zigarre aus dem Mund nehmen und seinen blöden Porsche gegen die Wand setzen.
Er hat für die Veganer in Deutschland viel bewegt, er hat sich sich seinen Erfolg auch hart erarbeitet aber er wird mir verdammt noch mal einfach nicht sympathisch.
Das kann ich von dir hingegen jetzt nicht behauptet. Es wird also doch mal Zeit dass ich Zucchini-Nudeln mache 😉