Vor ein paar Wochen, als ich Stielmus zum ersten Mal auf dem Markt entdeckte, dachte ich vor einer gentechnisch veränderten und überzüchteten Art Rucola oder so zu stehen. Aber wie ich dann halt so bin, habe ich direkt mal einen Bund ins Körbchen gelegt. Ja, ohne zu wissen, was es ist, wie es schmeckt, was man daraus machen kann, ob ich vielleicht hochgradig allergisch dagegen bin – war mir alles egal. Erst Zuhause erfuhr ich – danke, Internet! Liebt ihr das Internet auch dafür, blitzschnell Informationen zu wirklich jedem Thema abrufen zu können!? – von Herkunft, Sinn und Zweck der zarten Pflänzchen.
Rübstiel (auch Stielmus genannt) sind Stengel der weißen Rübe.
Dazu werden die Samen ganz eng gesät, so dass die Pflanzen später zwar großartig nach oben ausschlagen, das Rübchen selbst aber klein bleibt. Weil das Gemüse so anspruchslos ist, der Ertrag aber nicht ohne, landete es wohl auch in der Nachkriegszeit häufig auf dem Tisch und geriet dann in Vergessenheit. Dabei hat Stielmus vor allem im Rheinland und in den Niederlanden eine lange Tradition.
Viele Rezepte fand ich allerdings nicht: Stielmus scheint im Gegensatz zu Steckrüben, Pastinaken und co noch immer ein Schattendasein zu führen. Was man am häufigsten findet ist „Rübstiel nach Oma Frieda / Helga / Soundso“ und bezeichnet irgendwie immer das gleiche: Rübstiel-Kartoffel-Eintopf mit deftiger Fleisch- oder Wursteinlage. Aber das kann ja wohl nicht alles sein? Deswegen bin ich jetzt auf einer Art Rübstiel-Kreuzzug. Er schmeckt nicht neutral, aber frisch, grasig, säuerlich-bitter, aber unaufdringlich. Er kann roh, gekocht, gedünstet, gebraten, wie auch immer, zubereitet werden. Das schreit doch nach Experimenten, oder? Der einzige Nachteil: Stielmus ist nicht lange haltbar. Morgens gekauft, wird er abends schon leicht welk. In feuchtes Küchenpapier gewickelt, sind's vielleicht noch ein, zwei Tage länger, aber es gilt: Je schneller, desto besser.
Richtig gut hat uns dieses Rezept hier geschmeckt: Rübstiel in einer cremigen Senfsauce, die mit Zitronensalz abgeschmeckt wurde, dazu ein Häufchen Pasta – fertig!
Pasta mit Rübstiel in Zitronen-Senf-Sauce
Rezept für 2 Portionen
Zutaten
Pasta nach Hunger
2 EL Kürbiskerne
300 g Rübstiel
1 EL Olivenöl
1 Zwiebel
2 kleine Knoblauchzehen
50 g Senf
80 g saure Sahne
50 ml Milch
eventuell 1 Msp. Guarkernmehl (mein Allround-Verdickungsmittel, um Saucen eine etwas festere Konsistenz zu geben)
Zitronensalz (wenn nicht vorhanden: Zitronensaft oder -schale und Salz)
frisch gemahlener Pfeffer
Zubereitung
Pasta nach Packungsanweisung zubereiten und nebenher die Kürbiskerne fettfrei anrösten.
Rübstiel putzen. Etwa ¼ des Bundes zur Seite legen, den Rest grob hacken. Zwiebel und Knoblauchzehen schälen und fein hacken.
Zum jetzigen Zeitpunkte sollte die Pasta fast fertig sein, weil die eigentliche Zubereitung der Sauce kaum Zeit benötigt. Der Rübstiel sollte zum Schluss nicht zu lange in der Sauce liegen, weil er sonst in sich zusammenfällt.
In einer großen Pfanne das Olivenöl auf mittlerer Stufe erhitzen. Zwiebeln und Knoblauch darin leicht andünsten. Senf, saure Sahne, Milch einrühren, bis eine cremige Sauce entstanden ist. Eventuell mit Guarkernmehl abbinden. Mit Zitronensalz und frisch gemahlenem Pfeffer abschmecken. Rübstiel mit der Sauce vermischen und nur noch kurz erhitzen.
Nudeln mit in die Pfanne geben und unter die Sauce heben. Erneut abschmecken. Auf die Teller verteilen.
Mit dem zur Seite gelegten Rübstiel garnieren und mit Kürbiskernen bestreut servieren.
M. meint
das würde ich gerne mal probiiieren! 🙂
LG, M.
Ti saluto Ticino meint
Ich habe heute morgen so etwas ähnliches gekauft: Cima di Rapa. Das passt sicherlich auch gut zu Deinem Pasta-Rezept. Wird ausprobiert 😉
grain de sel meint
Das wird ja immer hübscher bei dir - lecker wars schon immer!
Christina meint
dann husch husch auf den markt. 😉
Christina meint
musste ich direkt mal googlen..
wikipedia verkauft mir cima di rapa als italienische formulierung für rübstiel... ist das wohl wirklich das gleiche?
in jedem fall wünsche ich dir guten hunger! 🙂
Christina meint
du liebe, wie nett von dir - wann kommst du endlich wieder und erfreust uns mit französischen köstlichkeiten?
Ti saluto Ticino meint
Irgendwie sieht meine anders aus, aber da gibt es wohl auch verschiedene Varianten 😉
stiller meint
Hört sich gut an, zumal ich auf simple Pasta mit Rucola oder so stehe. Ich habe noch irgendwo ein Kochbuch aus dem späten 19. Jahrhundert, vielleicht steht da ja was zu Rübstiel drin. 🙂
Blumenmond meint
Hab ich gerade nachgekocht (und veganisiert, aber das war ja einfach). Super Idee. Bei dem ankommenden Frühling hatte ich keine Lust auf klassisch Rübstil in rheinischer Art. Danke dafür. 😉
Christina meint
Freut mich dass es dir geschmeckt hat! Ich habe auch frischen Rübstiel im Kühlschrank und werde das die Tage noch kochen. 🙂
Wiebke meint
Gerade nachgekocht und für sehr gut befunden. Danke für das schöne Rezept! Besonders die Zitrone passt gut. Ich hatte noch eingefrorene Scheiben von Amalfi Zitronen und habe die einfach untergemengt...