Wie steht eigentlich ihr zu Minimalismus? Und: Wann fing es eigentlich damit an, ab wann war on- wie offline plötzlich in zahlreichen Beiträgen darüber zu lesen, wie gut es dem Menschen tut, sich in Zeiten materiellen Überflusses Schlichtheit und Reduktion zu widmen?
Würde ich mich selbst als Minimalistin bezeichnen? Ich gebe zu, der Gedanke ist attraktiv, allerdings neige ich nicht Schubladen oder gar Extremen, weil die einem doch irgendwann das Leben schwer machen. Ich mag aber kein schweres Leben haben. Ich möchte ein angenehmes, aber doch verantwortungs- und nachhaltigkeitsbewusstes Leben. Und Verantwortung und Nachhaltigkeit bedeuten automatisch Verzicht. Wir besitzen generell wenig; Was wir nicht (mehr) mögen, wird entsorgt, im besten Fall verkauft oder gespendet. Klamotten, Bücher, Möbel, Deko – so manch einer bezeichnete unsere Wohnung schon als „karg“. (Deren Wohnungen würde ich im Gegensatz aber als Zirkuströdelmarkt bezeichnen, jeder wie er will, ne?) Aber es geht ja nicht nur um Verzicht auf Eigentum, sondern auch um den Verzicht auf Bequemlichkeiten & Gewohnheiten.
Ich versuche, auf dem Markt und beim Handwerksbäcker einzukaufen, stets eine regionale und/oder saisonale Wahl zu treffen, Plastikverpackungen zu vermeiden, keine Lebensmittel vergammeln zu lassen, mir mein Essen selbst mitzubringen als überteuert in der City zu lunchen, Coffee-to-go gibt's in meiner Welt nicht, und seit über einem Jahr trinken wir primär Leitungswasser und lassen PET-Flaschen links liegen. Nobody is perfect, versteht sich, aber einfach so vor sich hin leben, das geht in meinen Augen gar nicht klar.
In der Küche kann und mag ich nicht so recht minimalistisch sein. Ich lege viel Wert auf eine anständige Auswahl an hochwertigen Gewürzen, eine prall gefüllte Vorratskammer, und ja (!), ich brauche Oliven-, Sonnenblumen-, Sesam-, Pistazien-, Lein- und Walnussöl! Alles hat seinen Sinn!
Bei Kochbüchern ist es wieder ein bisschen anders: Hier habe ich in den letzten Jahren eine Menge aussortiert, verkauft, zu Oxfam oder in unseren Bücherschrank gebracht. Das ist interessant, weil ich ewiglang kein einziges Kochbuch weggeben wollte. Allerdings: Hat man eines jahrelang, schaut aber nie rein – was soll das dann? Deswegen sind in den letzten Monaten 50% meiner Bücher rausgeflogen. Geblieben sind meine Lieblinge, die Bücher, in denen ich immer wieder interessiert stöbere und doch ständig Neues entdecke: Eines davon, ich würde sogar sagen, es ist mein allerallerliebstes Kochbuch ist Österreich vegetarisch* von Katharina Seiser.
Der Erstling aus der Vegetarisch-Reihe bleibt für mich bis heute ungeschlagen; ich habe schon unzählige Rezepte daraus probiert und ausnahmslos alles ist gelungen. Am letzten Wochenende habe ich mich an einem etwas aufwändigeren Rezept versucht, was nur auf den ersten Blick nicht zum Minimalismus-Thema dieses Posts passt: Pfifferlingsgulasch mit Semmelknödel (im Original natürlich „Eierschwammerlgulasch“ genannt). Per se simpel – Pfifflerlinge, köstliche Pfifferlinge, nicht als Begleitung, sondern mit Vollkaracho. Ein Festmahl, das man sich gierig Löffel für Löffel in den Mund stopft, in vollkommen sonntäglicher Glückseligkeit. Gemüse in saisonaler Bestform. Wer vermisst den Braten dazu? Keiner.
Pfifferlingsgulasch mit Semmelknödeln
Rezept für 2 – 3 Portionen
Zutaten
für das Pfifferlingsgulasch
1 rote Paprika
Salz
250 g geschälte Zwiebel, klein geschnitten
2 EL Sonnenblumenöl
Majoran, getrocknet und gerebelt
1 Prise Kümmel
1 TL edelsüßes Paprikapulver
250 ml Gemüsebrühe
400 g geputzte Pfifferlinge
50 g Saure Sahne
1 gehäufter TL Mehl
1 Spritzer Balsamicoessig
für die Semmelknödel
1 TL Butter
250 g entrindetes Toastbrot
60 ml lauwarme Milch
1 kleines Ei
½ TL Salz
Prise Muskatnuss
Zubereitung
Paprika entkernen und mit Salzwasser knapp bedecken. Offen weich kochen und im Anschluss mit der Kochflüssigkeit pürieren. Durch ein Sieb passieren. (Anm.: Den Schritt mit dem Passieren habe ich mir gespart.)
Zwiebeln in 1 EL Öl ca. 20 Minuten bei kleiner Flamme langsam hellbraun rösten. Knoblauch, Majoran und Kümmel dazugeben, kurz mitschwitzen. Paprikapulver dazugeben, mit Gemüsesuppe auffüllen, nun 15 Minuten leicht köcheln lassen.
Die Pfifferlinge in 1 EL Öl kurz anschwitzen. Dann zusammen mit der passierten Paprika zum Gewürzansatz geben und weitere 5 Minuten köcheln lassen.
Sauerrahm mit Mehl verrühren, Gulasch damit abbinden und kurz aufkochen lassen. Mit einem Spritzer Balsamicoessig abschmecken, gegebenenfalls nachsalzen.
Für die Knödel Butter in der Milch zerlassen. Toastbrot mit Milch, Eiern, Salz und Muskatnuss locker vermissen und abschmecken, ungefähr 10 Minuten stehen lassen.
Masse halbieren und Hälften auf Frischhaltefolie geben. Zu Rollen mit ca. 5 cm Durchmesser formen und in die Folie einrollen. Dann wiederum in Alufolie wickeln und die Enden fest zusammendrehen. In kochendes Wasser legen und ca. 20 Minuten leicht köcheln lassen.
Herausnehmen, auswickeln, in Scheiben schneiden und mit dem Pfifferlingsgulasch anrichten. Eventuell mit weiterem glatt gerührtem Sauerrahm servieren.
Quelle
Österreich vegetarisch*
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Veronika meint
Lecker, eines meiner Lieblings-Pfifferling-Gerichte! Sieht verdammt lecker aus!
Berliner Küche meint
Das sieht SO gut aus! Der Anblick versöhnt mich ein bisschen mit dem gefühlten Herbst. 😉
Christina meint
Jaaa, das sah nicht nur lecker aus, das WAR auch totaaal lecker!
Christina meint
Ach, am Herbst ist doch nichts schlechtes. 😀 <3