Whole Foods war mir letztes Jahr völlig durch die Lappen gegangen. Dieses Mal stand der Bio-Einkaufsriese aber unbedingt auf unserer To-Do-Liste – und wie es der Zufall wollte, standen wir gleich am ersten Tag, nach dem Besuch des Standesamts und des Floristen, plötzlich vor der Filiale in Tribeca. Es war noch früh und dementsprechend recht wenig los, verliebt war ich trotzdem sofort. Man mag es mir verzeihen, denn Whole Foods ist ein Unternehmen, das viel Kritik einstecken muss. Das ganze Internet ist voll mit kritischen Beiträgen. So spricht z. B. Die Welt von einer Gentrifizierung auf die biologisch-abbaubare Art und wirft dem Unternehmen „Zombiefication“ vor, der Staat Kalifornien hat sogar schon gerichtlich gegen Whole Foods geklagt. Nun ja.
Auf all diese Punkte mag ich nun gar nicht eingehen. Ihr seid ja alt genug, und wenn ihr euch dafür interessiert, steht es euch jederzeit frei, den obigen Links zu folgen oder weiter zu googlen. In diesem Beitrag möchte ich euch über die Basics informieren und ein paar bunte Bilder zeigen, damit ihr ungefähr wisst, was es mit dem Laden auf sich hat.
Die ersten Whole Foods Filialen haben 1980 eröffnet; Sinn und Zweck der Gründer damals: Nur natürliche Lebensmittel verkaufen. Auch heute ist Whole Foods ein Synonym für „Bio“, wenngleich das Sortiment natürlich viel größer ist, als wir es in Deutschland von den größeren Ketten wie Alnatura oder Basic kennen. Seid ihr so drauf wie wir und haltet euch im Urlaub auch bevorzugt in Restaurant, Öl- und Essigmanufakturen oder eben Supermärkten auf, dann ist Whole Foods eine der größten Sehenswürdigkeiten, die man sich vorstellen kann.
Whole Food ist bio, aber eben amerikanisch. Das heißt: Es gibt alles, und zwar in Massen. Keine traurige Apfelkiste in der Ecke oder ein bescheidenes Regal mit Seife aus Schafsmilch – Whole Foods ist groß, bunt, hat von allem irgendwie zu viel und ist absolut overwhelming. Willkommen im Schlaraffenland. Passend dazu ist das Store Design unglaublich hip. Durchgängig. Überall hippe Kreidetafeln, hippe Typo, hippe Retroschilder. Nichts ist angestaubt oder piefig. Man kennt die Zielgruppe ganz genau.
Allein die Obst- und Gemüseabteilung ist gigantisch. Nicht alles, aber vieles stammt aus regionalem Anbau. Ich habe zum Beispiel Nektarinen aus New Jersey gekauft – köstlich. Und dabei war mir New Jersey rein klimatisch gar nicht als ideales Südfrüchte-Anbau-Gebiet bekannt.
Interessant, zumindest für mich: Selbst frisches Gemüse wird convenient aufbereitet. Fertig geschnibbelten Champignons, Paprika, Kürbisse und mehr kann man sich ganz leicht in kleine Säckchen abfüllen. Selbst fertig abgepackt steht so ziemlich jedes Gemüse und jeder Salat zur Verfügung, den man sich vorstellen kann. Natürlich in Folie. Das sieht schon bedenklich aus und hat wenig mit dem ursprünglichen, nachhaltigen Gedanken gemein, wie er in Europa gedacht wird.
Was ich im Whole Foods am besten fand? Die Salattheke. Seitdem ich diese Salattheke kenne, muss ich immer weinen, wenn ich eine in Deutschland sehe. Ihr kennt das ja, deutsche Salattheken bieten dem Grünzeugwilligen folgende Komponenten: Eisbergsalat. Rucola. Thunfisch. Dosenmais. Kidneybohnen. Tomaten. Feta. Mini-Mozzarella. Eierscheiben. Zwiebeln. Hmmm, welch abwechslungsreiche Kreationen lassen sich damit zaubern. (...) Die Salattheke im Whole Foods bietet (unter anderem!) folgendes: Allerlei Blattsalate, die ihr euch vorstellen könnt. Linsen oder Quinoa-Salat mit Mango. Bunte Hülsenfrüchte. Falafel. Hummus. Anti-Pasti-Salat mit allerlei hervorragendem Schinken und Salami. Kartoffelsalat aus roten Kartoffeln. Spinat mit Teriyaki-Lachs. Artischocken, Sprossen, Brokkoli. Und so weiter. Es gibt sogar eine heiße Theke mit dampfendem Ratatouille, knusprigen Samosas oder Frikadellen.
Das alles packt man sich in braune Schächtelchen (die nicht durchsiffen, wir haben's probiert!), die später an der Kasse gewogen und ausgezeichnet werden. Dazu kommt eine Gabel und ab ins Hotel, fertig ist ein leckeres und halbwegs preiswertes Essen (7$ / Pfund).
Leider habe ich kein gutes Foto von den Theken machen können – muss der Foodie-Flash gewesen sein – aber ich bin mir sicher, wenn ihr eure Fantasie bemüht, klappt das mit der bildlichen Vorstellung. Diese Salattheke vermisse ich jeden Tag. Vermutlich ist es besser, dass ich nicht in der Nähe eines Whole Foods Markts lebe.
Ebenso überwältigend war die Auswahl anPflanzenmilch und -joghurts, was sich auch auf das Eissortiment übertragen lässt. Whole Foods ist kein vegetarischer Markt, es gibt auch Unmengen Fleisch, sogar eine eigene Fischtheke, aber auch Veggies und Veganer werden mit der großen Auswahl an Alternativen glücklich. Dass auch die ganze Schiene a nSuperfoods (Chia, Kale, Matcha ... ) in allen möglichen Geschmacksrichtungen und Aggregatzuständen geführt wird, versteht sich von selbst, oder?
Außerdem: Sehr, sehr geile Backwaren. Direkt beim ersten Besuch landete ich den Volltreffer mit einem frischen Pumpernickel Bagel, der einfach der Wahnsinn war und sich wie ein roter Faden durch unseren Aufenthalt ziehen sollte – und der dann auch mein Frühstück am Hochzeitstag war. Wahrscheinlich überrascht es keinen von euch, dass es sowohl vegane als auch gluten- und fettfreie Backwaren in Hülle und Fülle gibt.
Für Clean Eater ist Whole Foods eine ganz gute Quelle, da sie eine Liste mit „unacceptable ingredients“ führen, darunter sind u. a. Foie Gras, Vanillin, Maissirup (!!!) oder Saccharose.
Auch sonst bemüht man sich auf der Website um die Auf- und Erklärung eigener Standards, Ideen und Hintergründe. Das finde ich durchaus sympathisch.
Ich habe mich wohl gefühlt in den Läden, kann ich nicht anders sagen. Und die Preise? Naja. Ich fand das Niveau schon „gehoben“ und teurer als z. B. deutsche Bioware. Aber im Urlaub nimmt man es ja nicht so genau. Und deswegen war es mir fast schon wieder egal, ob ich nun 4$ für einen Kaffee mit Mandelmilch ausgebe oder lieber doch für eine Raw Bar mit Peanut Butter Jelly Flavour. Dafür habe ich dieses Mal besonders wenig Geld in Museen oder Kultur investiert. Passt doch.
Last not least: Es gibt natürlich auch eine Naturkosmetikabteilung und viele Filialen haben ein angeschlossenes Café, das wir aber nie genutzt haben.
Nun, was soll ich sagen? Ihr merkt es vielleicht: Ich hab mich ein bisschen in Whole Foods verliebt. Wie sind eure Erfahrungen? Ist Whole Foods für euch auch so ein Träumchen oder seht ihr die ganze Kette eher kritisch? Was kauft ihr dort am liebsten?
Lest auch die anderen Blogposts zu unserer Reise nach New York:
nike meint
whole foods war für mich die totale reizüberflutung, aber wir haben während 5 tagen new york fast jeden morgen dort gefrühstückt. im laden geshoppt und uns dann ne kaffee geholt und mit blick auf den union square ins cafe gesetzt - großartig. die salattheken sind der wahnsinn und wo findet man hier ohne probleme zb scrambled tofu und algensalat oder veganen carrot cake? 🙂
danke für deine schönen posts - ich hab newyorkfernweh ...
sarah hausleithner meint
oooh mein gott . ich will da auch hin .!!!
danke für diese sagenhafte und leckere anregung 🙂
Christina meint
Die Filiale am USQ fand ich persönlich gaaanz schlimm. Da hat man sich ja durch den Laden geschoben - kann aber auch an der Uhrzeit gelegen haben.
Ich vermiss es auch ein bisschen... also so generell... hach.
Christina meint
Gern! 😀
Token meint
das sieht echt mega groß aus! Wow, ich frage mich nur, was mit dem ganzen guten Essen passiert, welches nicht rechtzeitig verkauft wird. Aus diesem Grund sehe ich große Lebensmittelläden immer mit einem lachenden und weinenden Auge, auch wenn die Salattheke echt toll klingt! *_* Wie ist deine Meinung zu diesem Thema?
flowers on my plate Dani meint
Hach, Whole Foods! <3 Ich verstehe die Kritik durchaus, es ist halt wie so oft die Größe, die allein schon wieder viel kaputt macht. Leider. Aber das Grundprinzip ist an sich natürlich immer noch löblich, vor allem für US Standards. Und ich hab mich auch schon bei meinem 1. Besuch vor Jahren einfach verknallt, dagegen hilft einfach nix... Ist der perfekte Ort für ein schnelles Mittagessen (gerade eben durch die Salat- und große Frischkostabteilung), kann mich aber auch stundenlang in den Gängen verlieren und die dabei die neuesten Foodtrends bestaunen.
Durftest du eigentlich offiziell fotografieren? Wir haben letztes Mal (auch in NY) nur mal kurz das Handy gezückt und wurden sofort äußerst amerikanisch darauf hingewiesen, dass fotografieren streng verboten ist... umso schöner, die Bilder hier zu sehen und zu schwelgen!
Christina meint
Lebensmittelverschwendung ist immer scheiße – müsste lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich weiß, wie Whole Foods es damit hält...
Die USA sind da aber häufig hinter her, kann schon sein, dass es da auch ein "Verwert-System" gibt, so wie bei Pret A Manger...
Christina meint
Ähm, man darf nicht fotografieren? Irgendwie... keine Ahnung, ich habe einfach drauf gehalten und keiner hat mich irgendwie angesprochen oder ermahnt. Kommt vielleicht auf die Filiale an? Hihi, jetzt fühl ich mich besonders. 😉