Malaysia war nach Nepal und Bangkok bereits unsere dritte von vier Etappen im Sabbatical.
Aber warum eigentlich Malaysia? Tja, ich weiß nicht so recht, wie ich diese Frage beantworten soll. Denn tatsächlich haben wir uns über ein pragmatisches „Ausschlussverfahren“ für Malaysia entschieden.
Ursprünglich wollten wir ja nach Sri Lanka – so war zumindest lange der Plan, der dann doch verworfen wurde. Als Alternative dienten zuerst Bali (Overtourism, Müll, ... ), dann Vietnam (same same, nur mit noch mehr Motorrollern) und – ja, dann Malaysia. Eine gute Wahl!
Aber wie soll ich die fünf Wochen in diesem vielseitigen Land zusammenfassen? Vielleicht so:
Es hat uns super gefallen.
Malaysia hat einfach so viel zu bieten: Ein einzigartiges Geflecht von Geschichte, Sprache und Kultur, interessante Groß- und Kleinstädte, traumhafte Strände, Teeplantagen und sogar Regenwald. Das Essen ist frisch, abwechslungsreich, irgendwie ganz anders und ausnahmslos köstlich. Die meisten Einwohner*innen sprechen – zumindest halbwegs – Englisch, insbesondere die Jüngeren. Die Infrastruktur ist prima, sogar mit dem Bus kann man sich komfortabel und innerhalb weniger Stunden von Nord nach Süd bewegen. Auch um die Sicherheit muss man sich keine Sorgen machen. Ich könnte mir sogar vorstellen, als Frau alleine durch Malaysia zu reisen, und das ist ja nun auch keine Selbstverständlichkeit.
An der Westküste gibt es übrigens keine bessere oder schlechtere Reisesaison. Das heißt, man kann sich dort ganzjährig prima aufhalten. Nicht zuletzt geht es in Malaysia sehr (!) günstig zu – ein echter Urlaubstraum.
Station 1: George Town, Penang
Von Thailand aus flogen wir zuerst auf die Insel Penang im Nordwesten Malaysias. Insbesondere deren Hauptstadt George Town ist ein touristischer Hotspot, in den man sich – dank der intakten Kolonialbauten und tollen Street Art, den hippen Kaffeehäusern, dem leckeren Essen und dem ganz besonderen Mix aus malaysischer, chinesischer und indischer Kultur – direkt verliebt.
Wir verbrachten letztlich nicht nur eine, sondern gleich zwei Wochen auf in George Town weil wir uns so wohl fühlten. Tagsüber spazierten wir durch die Gassen der Altstadt oder erkundeten flink andere Orte auf der Insel – zum Beispiel die chinesischen Clan-Jettys, den jungen Design-Markt am ehemaligen Hin Bus Depot, den famosen Food Court der Gurney Plaza Mall, Penang Hill (830 m) oder Malaysias größte buddhistische Tempelanlage Kek Lok Si in Air Itam. An manchen Tagen gammelten wir auch einfach ewig im Hotel- oder Airbnb-Zimmer oder verbrachten viel Zeit in Cafés bei einem guten Stück Red-Velvet-Cake.
Besonders beeindruckt war ich vom Pinang Peranakan Building, einer alten Kaufmannsvilla, die im 19. Jahrhundert dem chinesischen Tycoon Chung Keng Quee gehörte. Das liebevoll restaurierte (und wahnsinnig üppig ausgestattete) Haus ist mittlerweile ein Museum, in dem die Geschichte der Baba Nyonya (auch „Peranakan“ genannt) ausgestellt wird. Baby Nyonya sind eine in Malaysia lebende ethnische Gruppe, die aus der Verbindung von malaysischen Frauen mit chinesischen Männern entstand, letztere kamen einst als Lohnarbeiter von China nach Malaysia.
Wir brauchten zwei Anläufe, um das Museum zu besichtigen: Zuerst kamen wir nachmittags – das war uns viel, viel zu voll. Beim nächsten Versuch, früh morgens, hatten wir Glück: Wir waren fast alleine und konnten direkt an einer im Eintritt inbegriffenen Führung teilnehmen. Die Führung war richtig klasse und unbedingt empfehlenswert: Man erfährt so viele Dinge, bekommt alle historischen und kulturellen Zusammenhänge erklärt und sieht die Sammlung danach mit anderen Augen.
Penang und George Town haben viel zu bieten und man kann man es sich dort unglaublich gut gehen lassen. Ich denke so oft an unsere zwei Wochen dort zurück...
Station 2: Langkawi
Zwischen unseren beiden Wochen auf Penang lag eine Woche Strandurlaub auf Langkawi. Die kleine Insel liegt knapp 60 Kilometer nördlich von Penang – nach Thailand ist es wortwörtlich ein Katzensprung –, ist schon seit Jahren ein Pauschalurlauber-Paradies und touristisch fast vollkommen erschlossen.
Der zentrale Ort, Cenang, erinnert ein bisschen an überfüllte Ecken auf Mallorca und wirkt charmelos. Es reihen sich Ausflugsanbieter an Billo-Strand-Equipment an Duty-Free-Läden. Langkawi ist nämlich eine Duty-Free-Zone, was a) zum ungehemmten Alkoholgenuss einlädt (deutlich billiger als im Rest von Malaysia) sowie b) zum Einkaufen von allerlei Konsumschrott, seien es Schnellkochtöpfe, Porzellan oder Was-man-sonst-nicht-so-braucht.
In Cenang gibt es einige dieser Duty-Free-Malls, deren kaltes Inneres an den finalen Ausverkauf bei Karstadt und Co. erinnert und die allesamt fürchterlich sind.
Außerhalb von Cenang ist Langkawi immer noch sehr reizvoll, und gerade im Norden gibt es noch fast verlassene, wunderbare Strände, im Hinterland weite Reisplantagen und natürlich Dschungel! Wir können auch eine Fahrt mit dem Langkawi SkyCab auf den höchsten Punkt der Insel empfehlen; von dort hat man einen wunderbaren Blick auf die üppige, grüne Vielfalt und natürlich auf das Meer. Von dort könnt ihr über die Langkawi Sky Bridge gehen – kostet extra, aber nicht viel – und dort aufgestylte Tourist*innen beim Posen für Instagram beobachten.
Grundsätzlich gilt: Langkawi ist wirklich klein, und es lässt sich eigentlich jeder Ort einfach mit einem Roller oder Taxi erreichen.
Wir haben (nur) eine Woche auf der Insel verbracht, uns primär zwischen unserem Cottage und Strand bewegt – und die Zeit sehr genossen. Auch wenn es bisweilen ein wenig skurril war, denn wir wohnten währenddessen bei einem schwulen Paar mit Vorliebe für exotische Pflanzen, kitschige Glaskunst und viele Katzen an der Grenze zum Dschungel. Über unserem Cottage lebte ferner eine Makaken-Großfamilie, die sich schnell als neugierig und distanzlos outete. „Die Affen sind los“, das ist, wenn sie auf Autos herumspringen, durch Badezimmerfenster einsteigen, Handtücher vollpinkeln oder Essen von der Veranda klauen. (Glücklicherweise haben wir das alles nur bei unseren Nachbarn beobachtet und wurden verschont, puh! Ganz schön frech, diese Bande. Aber auch süß, das muss man ihnen lassen... )
Station 3: Kuala Lumpur
Unsere letzte Station in Malaysia war die Hauptstadt Kuala Lumpur, von allen – ob Einheimischen oder Expats – nur „KL“ [käi-ell] genannt, vermutlich, weil sich das kosmopolitischer anhört als Kuala Lumpur (was übersetzt auch nur „schlammige Flussmündung“ bedeutet, wem wäre da ein freches „KL“ nicht lieber)?
Als wir Kuala Lumpur zum ersten Mal am Horizont erblickten, war es kein schöner Tag:
Grau, diesig, dunstig, regnerisch. So ein Wettermäntelchen tut keiner Stadt wirklich gut, aber KL ist auch bei strahlend-blauem Himmel und Sonnenschein nicht gerade das, was man als „schön“ bezeichnen würde. Insofern war der erste Eindruck sehr ernüchternd: Baustellen, Baukräne, Bauruinen. Eine unattraktive Betonwüste.
Immerhin überzeugte die Unterkunft, die wir für anderthalb Wochen im Trendviertel Bukit Bintang bezogen: In dem imposanten Condo gab es 42 Stockwerke, zwei Pools, einen vollausgestatteten Fitnessraum, sowie mehrere Restaurants und Supermärkte im Erdgeschoss.
Unsere Wohnung war – wie vermutlich 99% der Wohneinheiten dort – rein auf Airbnb-Gäste ausgerichtet; Eine Kulisse, 50 Quadratmeter wie in einer Musterwohnung bei Ikea. Sogar die Bücher waren nur hohle Papp-Attrappen. Ja, es war seelenlos, dafür aber auch sauber und großzügig. Vor den bodentiefen Fenstern breitete sich die imposante Skyline von Kuala Lumpur aus, die inbesondere (und eigentlich nur) nachts besonders schön glitzert.
Wir nutzten die Zeit zur Entspannung, zum Lesen, wir standen auf dem Laufband oder gammelten im Pool herum. So aber klapperten wir einige mehr oder weniger touristische Hotspots ab: Die berüchtigte Fressmeile Jalan Alor, die Petronas Towers, den KL Eco Forest, außerdem die wahnsinnig spannenden Batu Caves in einem Vorort im Norden, das interessante Museum für Islamische Kunst und den KL Bird Park.
Wir relaxten und genossen den Komfort des Condos (und versuchten immer, der penetrant riechenden und omnipräsenten Stinkfrucht Durian aus dem Weg zu gehen) – wohl wissend, dass wir in Japan wieder viel mehr unterwegs sein würden.
Ela meint
George Town steht auch auf meiner Liste 🙂 Aber den Rest würde ich mir glaube ich eher sparen, ich kann so gar nicht mit Betonwüste und Touri-All-inclusive-Ballermann-Feeling 🙁 Ich war in Malaysia ja "nur" auf Borneo, fand es dort aber sehr schwierig und anstrengend. Vegetarische Ernährung war praktisch unmöglich. Deshalb war mein Bild von Malaysia immer so ein bisschen "puh ja brauch ich nicht nochmal". Aber die Städte und bekanntere Orte wie George Town haben natürlich eine ganz andere Auswahl für Veggies 🙂
Spannender Bericht jedenfalls!
Liebe Grüße,
Ela
Christina | feines gemüse meint
Hej Ela,
ja, George Town hat uns auch mit Abstand am besten gefallen. Die kulinarische Vielfalt ist unglaublich, und es gibt wirklich viele vegetarische Alternativen und Restaurants.
KL kann man sich grundsätzlich sparen, und auf Langkawi muss man die richtigen Ecken erwischen. Weil wir keine Roller mieten konnten, war uns wichtig, halbwegs zentral zu wohnen, deswegen waren wir relativ nah an Cenang. Der Großteil der Insel ist aber eher spärlich besiedelt. 🙂
LG und danke!
Christina
Maren meint
Es lohnt sich nicht nur Georgetown! Ich bin wirklich kein Fan von Großstädten, aber mit KL habe ich mich sofort angefreundet. Es gibt sehr schöne grüne Ecken und tolle Kontraste.
Mein Highlight war definitiv der Taman Negara und landschaftlich schön sind auch die Cameron Highlands. Auch auf Langkawi waren wir in einer schönen, ruhigen Ecke und haben vom Touri-Trubel überhaupt nichts mitbekommen, außer natürlich bei Sehenswürdigkeiten wie der Sky Bridge. In der Nähe gibt es übrigens auch noch einen kleinen Wasserfall, wo man baden kann.
Vegetarisches Essen ist in Georgetown am einfachsten, ja, aber ich habe in gut 3 Wochen überall etwas gefunden - zur Not geht immer indisch. Selbst im Dschungel war es möglich, Reis mit Gemüse ohne Chicken/Seafood zu bekommen.
LG, Maren
Christina | feines gemüse meint
Jep, ich glaube auch, um das vegetarische Essen muss man sich auf Malaysia echt keine Sorgen machen und ruhigere, grünere Orte gibt's noch en masse.
Danke für deinen Kommentar, Maren! 🙂